Montag, 1. April 2013

Monte Verità auf Schloss Radibor installieren?


Schriftsteller und Friedenspreisträger Claudio Magris: "Was ich schrecklich finde, ist diese Stimmung, die überhaupt nicht mehr an die Zukunft denkt", sagte er. Die Welt müsse aber nicht nur verwaltet, "sondern auch gerettet" werden. Keiner hat das in Ascona nach Magris so deutlich ausgesprochen; diagnostiziert wurde vielmehr eine große Utopiemüdigkeit.

Hans Magnus Enzensberger hat dereinst ein Gedicht mit "Utopia" betitelt und darin Unordnung und Anarchie als paradiesische Zustände gefeiert. Doch das ist lange her. In seinem Buch "Meine Lieblings-Flops, gefolgt von einem Ideen-Magazin", in dem er eine ganze Reihe gescheiterter Projekte aufgelistet hat und aus dem er in Ascona vortrug, steht stattdessen: "Triumphe halten keine Lehren bereit. Misserfolge dagegen befördern die Erkenntnis." Jammern sei ohnehin unproduktiv, sagte Enzensberger und jedes Scheitern außerdem relativ: "Weil ich mir etwas vorgenommen habe, was nicht einlösbar ist."

Folgt man Peter Sloterdijk, so ist auf dem Monte Verità ohnehin nur ein Projekt, nicht aber eine Utopie gescheitert. Der Karlsruher Philosoph beklagte eine Begriffsverwirrung und forderte mehr Genauigkeit in der Diskussion: Zu unterscheiden sei zwischen Utopien und Projekten; misslingen könnten nur letztere. Utopien dagegen definierte er als "Gegenbilder zur Wirklichkeit" und somit als Maßstäbe. "Maßstäbe aber scheitern nicht, sie werden angelegt oder nicht angelegt. Sie werden aktualisiert oder nicht aktualisiert."


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