Aus dem TEIL-Nachlass von Heinrich Herzig:
Monatelang bin ich zu diesem Vortrag verurteilt worden. Da dies eine für mich ungewohnte Arbeit ist, wählte ich einThema, das mir persönlich zusagend und das ich glaube am ehesten bewältigen zu können. Von dem fröhlichen Meister Spitzweg will ich sprechen, von seinem Leben und seinem Wanken will ich reden. Sie wissen vielleicht nicht, dass Spitzweg zu Zeiten ein ebenso fröhlicher Dichter wie Maler war. Ich mache Sie daher mit einigen kleinen Reimen bekannt, ich komme damit am besten über die erste Verlegenheit meines Vortrags hinweg.
Sie werden aus diesen Reimen heraus gefunden haben, wohin unser gemütliches Malen strömt. Er ist ein Münchner Künstler und wurde als Kind vermögender Eltern am 5. Februar 1808 geboren. Er war, was bei Malern sonst selten ist, sehr vorsichtig in der Wahl seiner Eltern, er brauchte sich sein Leben lang nie mit pekuniären Sorgen herum zu balgen, ein Umstand, der seinen gesunden Humor immer frisch hielt. Er verlebte in München eine sorglose Jugend. Als folgsamer Sohn auf Wunsch seines Vaters wurde er nach Absolvierung der Lateinschule Apothekerlehrling in der Hofapotheke. Er drehte Pillen, etikettierte Schächtelchen, Wundsalben. Zeichnet aber zu seinem und seiner Kollegen Vergnügen die ihn interessierenden Kunden, bis er dann als Apothekergehülfe nach Straubing kam, wo er jedenfalls die Liebe zu dem kleinstädtischen Wesen holte, das durch alle seine Bilder geht. Nach 2 Jahren kam er wieder nach München als Professor, wo er in der freien Zeit mit Vorliebe Theater spielte, zechte und fidele Kameradschaft hielt. Bei einem Kuraufenthalt in Bad Sulz am Geissenberg entdeckte in fröhlicher Gesellschaft Dr. Zeiß das Malertalent in Spitzweg, er machte ihn mit einigen Münchner Malern bekannt. Bei fröhlichen Gelagen und Spaziergängen machten sie ihm auch den nötigen Appetit zum Malen. Das war damals in München ein schwerwiegender Entschluss, denn Schauspieler und Protestanten und Maler standen damals nicht in bestem Rufe. Es stellten sich auch bald die unangenehmen Seiten des neuen Berufs ein, Spitzweg hatte in der ersten Ausstellung im Kunstverein einen Misserfolg.
Er zog sich nun in die Einsamkeit zurück. In seinem Stübchen am Rindermarkt, wo er über Dächer und Mauern sah, entstanden nun in ziemlich rascher Folge seine Werke. Seine Kunst ging zuerst einträchtiglich neben dem anderen her, sie Unterschied sich in Farbe und Form noch wenig von seinen Genossen Schwind, Schleid und Richter. Nur die Motive für seine Bilder waren anders, realistischer. Während Richter und Schwind sich in romantischen Geschichten und Erzählungen ergingen, malte Spitzweg eine Ital. Zollwart (?). Sehen wir uns dieses Bild an, so finden wir in den Charakteristiken der Figuren den ganzen Spitzweg, eine richtige Spitzweg ... Ist, den Student mit der Schirmmütze wie auch die Frauenfigur mit dem Schal und dem mächtigen Hut ... Bilder sind der arme Poet, der Liebesbrief und der Betrunkene.
Spitzweg war ein bescheidener, man darf sagen schüchterner Mann, der die selbständigen Regungen seines künstlerischen Willens energisch zurückdrängte und sie den kritischen Genossen gegenüber nicht offenbaren wollte, daher kommt es, dass die besten Werke seiner Frühzeit erst im Nachlass gefunden wurden. Währenddem Schwind und Richter Idealen zustrebten, die nicht mehr ins Reich der Maler gehörten, wollte er nichts machen und nicht weniger sein als Maler. Er wollte die Komik, die den Figuren seiner Bilder anhaften, mit nur malerischen Mitteln darstellen. Bei Schwind und Richter war die Anekdote die Hauptsache, besonders das koloristische ihrer Bilder ging nebenher. Es entstehen nun Bilder von urkomischem malerischem und gegenständlichem Reiz, in denen er größte Meisterschaft entwickelt, indem er das anekdotische erzählerische mit dem künstlerischen reizvoll malerischen Vortrag in Verbindung und Harmonie zu bringen weiß, was seine Zeitgenossen selten erreichten.
No. 21 23 24 29 31 34 36 37 I + II
Für mich sind dann von ganz besonderem Reiz die Bilder der Kaktusfreund 38 und das Bildchen der ewige Hochzeiter...
Fortsetzung folgt.
(Wiedergegeben von Erwin Feurer)
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Egnach, 11. Mai 2013
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